Dienstag, 24. Februar 2009

24. Februar, Tag 15: wellington.pm

Unterkunft: Napier Prison Backpackers (****)

So, heute hab' ich mich mal etwas zurückgehalten. Gerade einmal 36 Bilder, also das Äquivalent eines guten, alten Analogfilms habe ich aufgenommen. Nicht etwa, weil mir, wie schon vermutet wurde, mein Zeigefinger vom Auslösen wehtut, sondern einfach, weil meine Fahrt von Napier nach Wellington eigentlich recht unspektakulär war. Im großen und ganzen von der Gegend her ähnlich den anderen Teilen der Nordinsel, dazu relativ bescheidenes Wetter. Aber heute war ja auch eher ein Tag, an dem ich Kilometer machen wollte. Auf jeden Fall ziehen die 36 Bilder meinen Schnitt von knapp 500 Bildern pro Tag ordentlich nach unten. Für die Statistik-Freunde: Nach 15 von 32 Tagen habe ich 88 von von 232 GB auf den beiden Platten aufgebraucht. Aber da die Südinsel ja noch deutlich schöner sein soll, könnte es nochmal knapp werden. Gut, dass ich im Zweifelsfall noch etwa 50 GB auf Flashkarten speichern kann.

Los ging's heute um kurz nach acht, ich habe endlich mal ausgeschlafen. Trotzdem war ich mittags schon wieder so müde, dass ich mich an einem Picknickplatz kurz hinter Masterton nochmal für ein paar Minuten im Auto hingelegt habe. Erstes Reiseziel war der Ort mit dem längsten Namen der Welt: Taumatawhakatangihangakoauauotamateaturipukakapikimaunga-horonukupokaiwhenuakitanatahu. Wirklich ein beeindruckendes Schild. An genau dieser Stelle habe ich dann auch einen Franken getroffen, der mit dem Motorrad in Neuseeland unterwegs ist. Das Motorrad hat er sich hier gekauft, und will es bis zu seinem nächsten Neuseelandaufenthalt bei einem Bekannten unterstellen. Er kam gerade von der Südinsel und war total begeistert. Ich bin schon sehr gespannt.

Auf dem Weg nach Masterton ist mir dann endlich auch das passiert, worauf ich schon die ganze Zeit gewartet hatte: Ich fahre gemütlich um ein Kurve und stehe plötzlich mitten in einer Schafherde. Hier sind also die vielen Schafe, von denen immer erzählt wird. Der Besitzer kam kurz hinter der Herde mit seinem Quad angetuckert und hat es mit Hilfe seines Hundes dann auch geschafft, die Herde irgendwie an mir vorbeizutreiben. Nette Sache. Kurz vor Wellington gab's dann nochmal einen kleinen Berg, über den alle drüber mußten. Auch zwei Engländer im Neuseelandurlaub, mit denen ich oben auf einem Parkplatz kurz ins Gespräch kam.

Gegen halb vier war ich dann in Wellington. Meine Unterkunft war schnell gefunden, problematischer war dagegen die Parkplatzsuche. Auf der Straße kostet ein Parkplatz pro Stunde vier Dollar und man darf maximal zwei Stunden parken. Auf den großen Parkplätzen gibt's maximal zwölf Stunden für etwa zehn Dollar. Leider gibt es keine Option, seine Kiste für mehr als zwölf Stunden abzustellen. Ich hab' dann erstmal den Nachttarif (vier Dollar von 16 Uhr bis 6 Uhr morgens) gewählt und das Auto abends noch umgeparkt, denn auf der Straße darf ich ohne Ticket bis 8 Uhr morgens stehen. Was für eine Logik. Ich werde dann morgen entweder um acht erst mal mit dem Auto loszuckeln oder es wieder auf den anderen Parkplatz stellen und ein Tagesticket ziehen.

Nun da ich also mein Auto irgendwie abgestellt hatte und kurz auf meinem Zimmer war, konnte ich mich auch schon wieder auf den Weg machen, um mich mit den lokalen Perl-Mongers zu treffen und vorher noch einen kleinen Happen zu essen. Letzteres war problematisch, da es irgendwie keine Läden gab, die Essen und geöffnet hatten. Kurz vor meinem Ziel gab's dann aber doch ein kleines Geschäft, in dem ich den letzten belegten Bagel ergattern konnte. Vor lauter Konzentration auf diesen bin ich dann auch prompt am Catalyst House, dem vereinbarten Treffpunkt, vorbei gelaufen. Dank GPSr hab' ich das aber noch rechtzeitig gemerkt.

Nachdem mich ein freundlicher Unbekannter im Fahrstuhl erstmal ins vermeintlich richtige Stockwerk gefahren hat (das geht nur mit Ausweis), war ich ziemlich schnell in einem Raum mit vielen Cubicles voller Entwickler. Hier war ich sicher richtig. Alle waren extrem nett, und es haben sich immerhin knapp zehn Leute gefunden, die sich meinen Vortrag über Convert::Binary::C anhören wollten. Ich hab' natürlich gnadenlos überzogen (75 statt 45 Minuten), aber es hat sich niemand offensichtlich gelangweilt. Es gab sogar ein "this was more interesting than I thought it would be". Glück gehabt. Hat auf jeden Fall Spaß gemacht, auch mal einen längeren Vortrag auf Englisch zu halten.

Anschließend sind wir dann noch zu sechst essen gegangen. Wir hatten uns 50/50 in eine Bier- und eine Weinfraktion aufgeteilt. Es gab einen leckeren neuseeländischen Merlot und dazu eine Pizza, auf meinen speziellen Wunsch hin auch mit Schinken belegt. Interessanterweise war Schinken bisher auf Pizzakarten in Neuseeland keine Option. Scheint hier irgendwie nicht üblich zu sein. Mir wurde dann von den anwesenden Mongers die Pizzakette Hell Pizza (telefonisch übrigens über die 0800 666 111 erreichbar) ans Herz gelegt. Vielleicht probier' ich die nochmal aus. Was ich heute abend bekam war auf jeden Fall sehr lecker. Ich war, ganz nebenbei, nicht der einzige Deutsche am Tisch. Direkt gegenüber saß Tobias, der vor drei Monaten nach Neuseeland gezogen ist, ohne vorher jemals hier gewesen zu sein.

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