Sonntag, 22. Februar 2009

22. Februar, Tag 13: Napier

Unterkunft: Lake Whakamarino Lodge (****)

Die Nacht am See war extrem ruhig und gemütlich. Leider war sie auch zu kurz, denn ich wollte ja unbedingt wieder früh raus. Also gleich um halb acht den Sonntagsspaziergang zum Lake Waikareiti begonnen. Zwei Stunden, "nur" dreihundert Höhenmeter, das klappt auch ohne Wurst und Ei. Mit ein paar Krümelmonsterkeksen im Magen bin zu diesem Bergsee gelaufen, der dadurch besonders interessant ist, dass er eine Insel mit einem weiteren See besitzt. Fast schon rekursiv. Auf dem Weg nach oben hat's dann etwas genieselt und oben am See, auf knapp 1000 Metern, blies ein ordentlicher Wind. Wäre es etwas ruhiger gewesen, hätte ich mir glatt eines der Boote geschnappt und wäre kurz zur Insel gepaddelt.

Statt dessen tauchten nach kurzer Zeit eine Mutter und ihre Tochter am See auf, und erzählten mir, dass sie schon seit drei Tagen unterwegs seien und dabei über 60 Kilometer zurückgelegt haben. Es gibt da wohl so ein Abzeichen, dass man als Jugendlicher in Neuseeland machen kann, und wenn man das goldene will, muß man in weniger als vier Tagen einen mindestens 60 Kilometer langen Track laufen. Klingt für mich wie das Schwimmabzeichen für Kiwis, nur halt an Land. Die beiden sahen auf jeden Fall ziemlich fertig aus und freuten sich schon auf die Dusche am Mittag.

Auf dem Weg nach unten wurde das Wetter langsam besser (wurde aber auch Zeit!) und ich konnte mir den Rest vom Highway 38 auf dem Weg nach Napier anschauen. Wenn es trocken ist, ist der übrigens nicht wirklich leichter zu fahren. Durch die vielen kleinen Kieselsteine kommt man bei höheren Geschwindigkeiten ziemlich leicht ins driften. Aber 50 bis 60 Sachen waren schon drin. Mein Auto sieht von der gestrigen Tour übrigens aus wie Sau. Dafür ist bestimmt sämtlicher Rost abgefallen. Irgendwie fand ich's dann aber fast schade, als ich dann wieder eine normale Teerstraße hatte. Da konnte ich dann aber zumindest ein paar meiner selbstgebastelten Sandwiches essen, ohne Gefahr zu laufen, mir dabei die Zunge abzubeißen.

Gegen halb drei bin ich dann in Napier angekommen und habe Zelle Nummer 18 im dortigen Gefängnis bezogen. Nein, ich bin nicht zu schnell gefahren. Das Gefängnis ist nicht mehr in Betrieb und dient nun als Unterkunft für alle, die schon immer mal für begrenzte Zeit eine Einzel- oder Doppelzelle bewohnen wollten. Natürlich gibt es ein paar Eigenheiten dieser Unterkunft. So ist das Licht zum Beispiel nur von außen zu bedienen und die "Verriegelung" von innen ist auch eher provisorisch. Denn so eine Zellentür ist ja nunmal nicht dafür gedacht, von innen geöffnet oder geschlossen zu werden. Ansonsten ist es eigentlich ganz gemütlich. Das Bett war dank der kurzen Nacht gleich so verlockend, dass ich erst mal ein Nickerchen gemacht habe.

Ich werde hier jetzt auf jeden Fall zwei Nächte "einsitzen". A propos sitzen, gerade sitze ich mal wieder am Strand und blicke auf den Pazifik, während hinter meinem Rücken langsam die Sonne untergeht. Die Stimmung, dazu das Meeresrauschen, irgendwie schon toll. Wenn's jetzt hier noch WLAN gäbe...

Napier selbst habe ich mir vorhin auch noch angeschaut. Ich muss sagen, es ist die erste richtig "schöne" Stadt hier in Neuseeland. Bisher sah alles so ein bißchen heruntergekommen aus, ähnlich eigentlich wie in den USA. Aber Napier ist echt schick. Die Stadt mußte in den 30er Jahren nach einem Erdbeben komplett neu aufgebaut werden, und sie sieht heute zum Großteil noch genau so aus, wie damals. Dazu stehen und fahren an allen Ecken Oldtimer aus dieser Zeit und Leute laufen in dazu passender Kleidung herum. Wenn nicht überall auch noch "normale" Autos und Touris wären, man könnte glatt meinen, auf einer Zeitreise zu sein.

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