Donnerstag, 19. Februar 2009

19. Februar, Tag 10: Tongariro Alpine Crossing

Seit gestern Abend schmerzte die Blase an meinem linken Fuß nicht mehr. Beste Voraussetzungen für den heutigen Tag! Nach einem extrem deftigen Frühstück (Toast mit Spiegelei, Schinken, Bratwurst und Rösti; es ist mir rätselhaft, wie ich das morgens um 7 Uhr runtergebracht habe) setzte uns der Kleinbus der Adventure Lodge, bei der ich gestern eingekehrt war, am Ende der Mangatepopo Road ab.

Hier begann dann für die Passagiere das Tongariro Alpine Crossing, angeblich der schönste "One Day Walk" überhaupt. Um es etwas zu präzisieren: Es galt, eine Strecke von 19,4 km zurückzulegen, dabei ca. 900 Höhenmeter für den Aufstieg und 1200 für den Abstieg. Dafür gab uns der Fahrer des Kleinbusses siebeneinhalb Stunden Zeit.

Das Wetter war in Bodennähe (also auf etwa 1000 Meter) ziemlich mies, Nebel und Wolken. Uns wurde zwar versprochen, daß es sicher noch besser wird, aber nachdem die Suppe eigentlich immer dichter wurde, wollte ich daran nicht mehr so recht glauben. Von der Gegend bzw. den beiden ersten Zwischenzielen Mangatepopo Hut und Soda Springs war dementsprechen fast nichts zu sehen. Als nächstes kam dann The Devil's Staircase. Wie man sich denken kann, ging es hier ziemlich heftig nach oben. Etwa 300 Höhenmeter auf nicht sehr viel mehr Wegstrecke.

Immer noch nichts von der Sonne zu sehen. Dafür war es schlagartig saukalt bei geschätzter Windstärke 7. Ich war nun froh, nicht auf den Rat des Veranstalters hin eine Fleecejacke, sondern doch lieber die Softshell-Jacke mitgenommen zu haben. Also weiter zum Red Crater. Der Name stammt wohl von der Farbe der Lavabrocken, die hier überall rumliegen. Viel weiter als bis zum nächsten Brocken konnte man hier oben nämlich auch nicht sehen. Die Temperatur ging weiter runter, die Windstärke rauf. Langsam begann ich, beim Anblick einiger weiblicher Teilnehmer in (extrem) kurzen Hosen und ähnlich kurzen Shirts, trotz meiner Jacke zu frösteln.

Nun ja, ich lag ganz gut in der Zeit, und in der Hoffnung, vielleicht doch noch über die Wolken kommen zu können, habe ich mich zu einem kleinen Seitentrip auf den Mount Tongariro hinreißen lassen. Nochmal etwa 3 km und 100 Höhenmeter. Was soll ich sagen, das gleiche Spiel: Noch kälter, leichter Regen, kaum Sicht und mittlerweile Windstärke 9. Aber egal, immerhin war ich oben und so dicht an der 2000-Meter-Marke wie noch nie. Leider war bei 1966 Metern dann aber Schluß. Also wieder zurück zum Crossing.

Auf dem Rückweg dann das Unfaßbare: Für etwa 20 Sekunden war ein blaues Loch über mir zu sehen, und für etwa die gleiche Zeit offenbarte sich mir ein Blick auf die Emerald Lakes! Sollte es vielleicht doch noch aufklaren? Wohl eher nicht, denn kurz darauf war wieder alles dicht. Also, wieder rauf auf den Red Crater und dann langsam ein Stück die Ascherutschbahn auf der anderen Seite runter. Im Übrigen ein sehr angenehmer Abstieg, wie sich später noch zeigen sollte. Hier habe ich dann erst mal pausiert, es gab ein sehr leckeres Sandwich mit Hühnchen und Salat, dazu diverse Müsli- und Schokoriegel.

Und plötzlich ein Wunder: Innerhalb von 2 Minuten war die Suppe plötzlich weg, und man konnte die Emerald Lakes in all ihrer Pracht sehen. Und fotografieren. A propos, meine Ausrüstung habe ich an den Tag aus Gewichtsgründen schweren Herzens auf ein Minimum reduziert: Vertikalgriff ab und lediglich das 16-80mm Zoom dabei. Außerdem habe ich die Kamera in den Idiotenmodus gesetzt und statt manuell an der Belichtung rumzufrickeln lieber Belichtungsreihen gemacht. So habe ich dann heute auch die Schallmauer von 1000 Bildern pro Tag durchbrochen.

Trotz des etwas anstrengenden Dihydrogensulfidgeruchs konnte ich mich kaum von den Seen losreißen. Einer Japanerin hat der See sogar so gut gefallen, dass sie ihm beinahe ihre Kamera geopfert hätte. Sie ist dann aber doch noch laut schreiend den Abhang heruntergerannt, um die Knipse zu retten. Frisch gestärkt ging es nun hinauf zum Blue Lake. Auch sehr hübsch anzusehen, aber langsam begann es wieder, sich zuzuziehen.

Es folgte der fast 8 km lange Abstieg, vorbei an der Ketetahi Hut hin zur Ketetahi Road. Ein sehr abwechselungsreicher Weg, gegen Ende dann auch wieder bei besserem Wetter. Während mir der Aufstieg praktisch keine Probleme bereitet hatte, ging der Abstieg doch arg auf die Knie. Der Boden war hier (im Gegensatz zum Abstieg vom Red Crater) sehr hart und gegen Ende war fast jeder Schritt bergab recht schmerzhaft.

Aber: Punktlandung! Ich war exakt zu verabredeten Zeit um 15:30 wieder am Bus, trotz der kleinen Zwischenexkursion zum Mount Tongariro. Vom Mount Ngauruhoe, dem Schicksalsberg, war leider dank des Nebels überhaupt nichts zu sehen. Und auch an dessen Besteigung dachte heute wohl eher niemand, die ist wohl auch schon bei gutem Wetter nicht ganz ohne. Während wir dann auf die restlichen Teilnehmer gewartet haben, hab' ich die Reste vom Proviant, eine Banane und eine Nußmischung, verdrückt.

Wieder in der Lodge angekommen gab's erst mal eine heiße Dusche und ein Bad im Whirlpool (und danach nochmal eine Dusche, um den Chlorgeruch loszuwerden). Wenig später dann Abendessen: Gegrilltes, diverse Salate und Schwarzwälder Erdbeertorte (die spinnen, die Kiwis). Ach ja, ein Zertifikat haben wir auch noch bekommen...

Alles in allem ein durchaus gelungener Tag. Klar, man hätte sich besseres Wetter wünschen können, aber immerhin konnten wir heute das Crossing überhaupt noch machen. Seit heute Nachmittag schüttet es jedoch zeitweise wie aus Eimern, so dass die Tour die nächsten Tage wohl nicht stattfinden wird.

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