Freitag, 20. Februar 2009

20. Februar, Tag 11: Regen

Also, die Neuseeländer machen echt keine halben Sachen. Wenn es hier mal regnet, dann aber auch richtig. Und seit gestern abend, 18 Uhr, schüttet es wie aus Kübeln. Bei der Leichtbauweise der Lodge war das Prasseln auf dem Dach die ganze Nacht durch gut zu hören. Gut, dass ich mich tagsüber ordentlich müde gelaufen habe. Nach neun Stunden Schlaf war ich wieder fit und mußte feststellen, dass es eher noch heftiger regnet, als am Abend zuvor.

Bei der Gelegenheit muß ich kurz die Errungenschaften der modernen Medizin loben. Trotz LSF 50 habe ich mir nämlich gestern in den wenigen Minuten Sonnenschein mal wieder einen kleinen Sonnenbrand eingefangen. Ging mir allerdings nicht alleine so. O-Ton unseres Fahrers auf dem Hinweg: "Sunblock, Sunblock, Sunblock! Burn time is ten minutes." Nun ja, auf jeden Fall habe ich, als es anfing zu brennen, die Stellen kurzerhand mit einem Hauch Hydrocortison (laut Packungsbeilage bestens zur Behandlung von Sonnenbrand geeignet) eingeschmiert, das gleiche dann nochmal später am Abend. Und siehe da: Heute morgen nix mehr zu sehen oder zu spüren vom Sonnenbrand, der gestern abend noch zart-rosa leuchtete.

Wie dem auch sei, der Tag war von vorneherein eigentlich gelaufen, da praktisch ganz Neuseeland unter einer riesigen Regenwolke lag. Es schüttete einfach überall. Immerhin versprach der Wetterbericht für's Wochenende Besserung. Meine diversen Outdoor-Aktivitäten, die ich geplant hatte, konnte ich allerdings vergessen. Also bin ich mal auf Verdacht in Richtung Rotorua losgefahren, vielleicht gab es ja doch irgendwo ein Regenloch.

Die beiden von Whakapapa ausgehenden Walks zu den Silica Rapids bzw. den Taranaki Falls, die ich eigentlich noch machen wollte, waren sicherlich reine Schlammpfade. Also weiter. Als nächstes kam ich an den Tauposee, und der war ziemlich beeindruckend, denn er sah (zumindest bei dem Wetter) fast wie ein Ozean aus. Da es ja bekanntlich kein schlechtes Wetter gibt, habe ich kurzerhand die Regenklamotten ausgepackt und mir zumindest ein paar Schritte am See gegönnt. Was für ein Bekloppter, hat sich da sicher der Fahrer des anderen Jeeps dort am Parkplatz gedacht, und mich zu sich gewunken.

Es stellte sich heraus, dass er auch Urlaub hier macht und ähnlich begeistert von dem Wetter war, wie ich. Er heißt Louis, ist Holländer und wollte eigentlich heute das Tongariro Crossing machen. Nun war auch er auf dem Weg Richtung Rotorua bzw. Tauranga, und so haben wir uns auf einen Kaffee in Taupo verabredet, was direkt auf dem Weg lag. Ich hab' noch kurz das Auto gewendet, um direkt aus dem Fenster heraus ein Bild vom Tauposee zu machen. Keine gute Idee, wenn der Regen fast waagerecht fällt. Nach etwa 10 Sekunden war der Beifahrersitz geflutet (auf dem anderen saß ja ich) und die Linse voller Regentropfen.

Eine Viertelstunde später saßen wir dann im Internetcafé in Taupo. Ich hatte praktischerweise mein Philips-Shirt an, und während ich für eine holländische Firma arbeite, hat er bis zu seinem Urlaub für eine deutsche Firma gearbeitet. Wir haben dann noch ein paar von meinen Bildern angeschaut, und da es in dem Café auch WLAN gab haben wir beide noch unsere E-Mails an meinem kleinen Eee gecheckt. Louis war überhaupt ganz fasziniert von meinen ganzen kleinen Elektronik-Gadgets und davon, wie organisiert ich sei. Aber das wäre wohl ein typisch deutsche Eigenschaft. Da hat er wohl recht.

Den Nachmittag hätte ich damit also gemütlich rumgebracht. Dem Wetter war das herzlich egal. Kurz hinter Taupo liegen die Huka-Falls. Da diese Attraktion direkt mit einem eigenen Parkplatz versehen ist, hab' ich Regenschirm und Kamera gepackt und bin kurz ausgestiegen. Das sah sicher lustig aus, wie ich mit dem Schirm versucht habe, die Kamera zu schützen, hat aber ganz gut geklappt. Die Kamera hab' ich mal wieder im Idiotenmodus betrieben, allerdings immerhin mit Program-Shift (bei der Gelegenheit ein Dank an die Minolta-Ingenieure für die Erfindung dieses netten Features). Ansonsten war es bei den Huka-Falls erstaunlich voll, ich möchte gar nicht wissen, wie es da bei gutem Wetter aussieht.

An Orakei Korako, einem der beiden Thermalparks hier in der Gegend, bin ich dann auch leider nur vorbeigefahren. Ich hoffe mal, dass ich morgen dann mit Wai-O-Tapu mehr Glück habe. In Rotorua (wo es selbstverständlich immer noch geregnet hat) war ich dann noch im Museum of Art & History. Das Museum befindet sich in einem alten Badehaus, dessen Geschichte selbst Teil der Ausstellung ist. Desweiteren gibt es einen Bereich, der sich umfassend mit der Geschichte der Maori in Rotorua befaßt, sowie ein nettes Kino, in dem alle 20 Minuten ein Film zur Geschichte Rotoruas und des Badehauses, inklusive heftig wackelnder Bänke bei den Vulkanausbruchsszenen. Alles in allem durchaus gelungen.

Um sieben Uhr habe ich dann bei Cactus Jack eingecheckt. Ziemlich heruntergekommen, aber nett aufgemacht. Nennen wir's einfach mal rustikal. Ab und zu fällt hier auch schon mal für ein paar Minuten der Strom aus. Aber meine günstigste Unterkunft bisher mit gerade mal 15 Euro für die Nacht. Plus 50 Kiwi-Cent, die ich zuvor noch in eine der vielen Parkuhren geworfen habe, bis mir dann gesagt wurde, dass die hier nur zur Dekoration stehen. Den Abend habe ich dann mit einem Chicken-and-Cheese-Burger und einer Flasche L&P, scheinbar so eine Art Nationalgetränk, ausklingen lassen. Leider habe ich erst nachher festgestellt, dass auch L&P mittlerweile zu dem Konzern gehört, der die braune Plörre in roten Dosen abfüllt.

Auf einem Plakat habe ich dann noch gesehen, dass letzten Dienstag Nine Inch Nails in Auckland ihr einziges Neuseeland-Konzert gegeben haben. Montag bin ich noch durchgefahren. Schade eigentlich.

Ach ja, entgegen allgemeiner Gerüche, äh, Gerüchte, riecht es hier in Rotorua gar nicht so unangenehm. Klar, ab und zu zieht mal eine kleine Wolke faules Ei an einem vorbei, aber generell riecht es ganz normal nach Kleinstadt.

1 Kommentar:

  1. Hi mhx,
    nur, daß Du nicht meinst, hier liest keiner mit: Also ich lese jedenfalls mit. Nur hab ich nix zu kommentieren, bin recht sprachlos ob Deiner Abenteuer.
    viele Grüße nach da unten und vor allem - besseres Wetter! wünscht
    Albi

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