Donnerstag, 11. Februar 2010

Neuseelandbuch

Ziemlich genau ein Jahr nach meiner wunderbaren Reise bin ich mit der Verarbeitung derselben fertig. Die letzten Monate habe ich fast täglich mehrere Stunden an einem Buch über meinen Neuseeland-Trip gearbeitet. Herausgekommen ist dabei ein ziemlich großer, schwerer und 160 Seiten dicker Wälzer mit vielen Bildern und Geschichten aus meinem Besuch „down under”.
Das Buch gibt es sowohl gedruckt als auch elektronisch. Ein paar Bilder und Infos gibt's hier.

Samstag, 14. März 2009

Rückflug, Teil 2

Auf dem Weg von L. A. nach London war an Schlafen leider nicht mehr zu denken. Also habe ich mich langsam aber sicher vom Blockbuster Ein Quantum Trost über Madagascar 2 hin zu den etwas anspruchsvolleren (und richtig guten) Filmen Changeling und The Wrestler, letzterer wieder im Original, durch die Bordvideothek gearbeitet.

Die knappen drei Stunden Aufenthalt in London gingen mit Umherfahren auf dem Heathrow-Airport, einem Lachssandwich und der Vermessung der Welt auch relativ schnell rum, ebenso wie die gute Stunde Flug nach Stuttgart. Jetzt bin ich aber hundemüde und werde mich erstmal aufs Ohr hauen.

Freitag, 13. März 2009

Rückflug

So, mit bislang 13 Stunden Flug habe ich jetzt Halbzeit in L.A. Habe zwar einen Gangplatz, aber der Platz vor dem Ausgang auf dem Hinflug war mir lieber. Gab's aber auf diesem Flug leider nicht mehr. Gerade eben sind wir im Eiltempo durchs Immigration Office. Ist schon seltsam. Da fliegen knapp 180 Leute weiter nach London, machen hier praktisch nichts, außer rumzusitzen, aber jeder muss wieder den beliebten grünen Zettel ausfüllen, sein ganzes Handgepäck schnappen, in mehreren Schlangen anstehen und einen netten Schwatz mit dem Immigration Officer halten, während dieser zum siebenundzwanzigsten Mal Fingerabdrücke nimmt und ein Foto schießt. Nun ja. Welcome to the United States.

Das Essen war, wie schon auf dem Hinflug, durchaus schmackhaft. Es gab nach dem Abflug Hühnchen mit Kartoffeln und Gemüse, dazu ein Käsebrötchen und ein Eis. Verschiedene neuseeländische Weine durften natürlich auch nicht fehlen. Zum Frühstück gab's dann Pancakes mit Ahornsirup, einen Fruchtsalat und Joghurt. Und dazwischen etwa drei Stunden lang fünfminütige Kurzschlafphasen eingerahmt von W. im Original ohne Untertitel und Australia. Für den Flug nach London ist noch genug Material da, falls mir langweilig werden sollte.

Donnerstag, 12. März 2009

13. März, Tag 32: Alles hat eine Ende ...

Unterkunft: Aspen Court Motel (******)

... leider auch meine Neuseelandreise. Obwohl, noch kann ich mir überlegen, ob ich in zwei Stunden in den Flieger steige oder nicht. Jetzt, wo das gute Wetter zurückgekommen ist, habe ich noch größere Lust, ein wenig länger hier zu bleiben.

Heute morgen habe ich in der Tat meine beiden Koffer noch schließen können. Sie sehen zwar aus, als ob sie gleich explodieren, aber laut der Waage am Flughafen haben beide 23 Kilo. Das nenn' ich mal Punktlandung. Gegen halb neun hab' ich mich dann auf den Weg gemacht. Ist mir wirklich schwer gefallen. Dies war bisher die mit großem Abstand beste Unterkunft, die ich hatte, Twizel selbst ist eine nette, kleine Stadt mit allem, was man im Urlaub braucht, die Besitzer des Aspen Court Motel waren supernett und die Landschaft drumherum ist sowieso spitze. Und jetzt kam heute morgen auch noch ein blauer Himmel dazu.

Nun ja, ich mußte aber etwa 300 Kilometer nach Christchurch fahren. Ich habe dafür mal vier Stunden veranschlagt, hatte also etwa noch bis Mittag Zeit. Diese habe ich damit verbracht, mir die Umgebung von Lake Tekapo etwas näher anzuschauenn. Lake Tekapo liegt quasi genau auf dem Weg, wenn man von Twizel nach Christchurch fährt. Hier gibt es unter anderem ein kleines Naturschutzgebiet namens Lake Alexandrina, in dem viele seltene Vogelarten leben. Gesehen habe ich einige, leider war ich fotomäßig schon etwas gehandicapped, da sich alles oberhalb von 100 mm bereits in den Koffer befand. Und die wollte ich wirklich nicht nochmal öffnen. So muß ich damit leben, kein einziges Foto eines typisch neuseeländischen Vogels gemacht zu haben.

Danach bin ich noch kurz auf den Mount John, der direkt neben dem Lake Tekapo einfach so in der Gegend steht. Oben auf dem Mount John gibt es eine Sternwarte und ein dazu passendes Astro-Café. Und natürlich eine spitzenmäßige Aussicht auf die gesamte Gegend. Hier hätte man ein Panorama machen können. Wenn nicht Panoramakopf und Stativ schon... aber vergessen wir das. Auf jeden Fall sehr nett hier oben. Besonders nett fand ich das Schild, dass ab einem gewissen Punkt auf der Straße Scheinwerferlicht untersagt. Sehr angenehm für alle, die hier beobachten wollen.

Anschließend ging's dann mehr oder weniger schnurgerade nach Christchurch. Viel zu viele Autos und total langweilig. Gut, dass ich mir dafür nicht mehr Zeit genommen habe. In Christchurch habe ich dann mein Auto mit 6200 Kilometern mehr als in Auckland wieder abgegeben und wurde dann wieder zum Flughafen gebracht. Gepäck ist schon eingecheckt, jetzt muss ich nur noch die Departure Tax zahlen (die Kiwis lassen sich echt was einfallen, da muss man bezahlen, um aus dem Land rauszukommen) und dann kann's eigentlich los gehen.

So, die 25 Dollar sind bezahlt und ich habe erfolgreich auch die Personenkontrolle gemeistert. Jetzt sitze ich gerade am Gate 24, wo hoffentlich in gut einer Stunde mein Flieger nach Auckland startet. Eben gab's zur Stärkung noch einen Apfel und eine für Airport-Verhältnisse mit etwa zwei Euro recht günstige Lamm-Minze-Pastete (recht lecker, aber mit den Pasteten aus Arrowtown nicht zu vergleichen) und als Einschlafhilfe dazu einen großen Cappucino. Der Flughafen ist WiFi-mäßig bestens abgedeckt und so kann ich hier quasi noch in Echtzeit den letzten Tag meiner Reise dokumentieren und mich ein wenig auf Good Old Germany einstimmen. Die Nachrichten sind ja leider eher düster im Moment, gerade im Stuttgarter Raum.

12. März, Tag 31: Aoraki National Park

Endlich hatte ich mal wieder einen Tag, an dem ich nicht 200 Kilometer oder mehr fahren mußte. Also habe ich fast den ganzen Tag mit Laufen verbracht. Dazu bin ich morgens um kurz vor acht in den Aoraki National Park gefahren. Vorbei am Lake Pukaki, der mich mit seinem völlig abgefahrenen Blau schon morgens fasziniert hat, hin zu den vielen Gipfeln, über denen der Mount Cook ragt. Tolle Kulisse, zumal es heute - endlich - einmal nicht nach Regen aussieht.

Zum Aufwärmen habe ich mir nach einem kurzen Abstecher ins Besucherzentrum des Department of Conservation den Kea Point Track vorgenommen. Leider gab's auch hier mal wieder keinen Kea zu sehen, dafür hatte man aber einen hervorragenden Blick auf den Mount Cook und das Tal, durch das sich der Mueller-Gletscher zog. Als nächstes ging es dann auf den längeren Hooker Valley Track, der durch das Tal des Hooker-Gletscher hoch zum Hooker Lake führt.

An dieser Stelle muß ich endlich einmal Rémy erwähnen, der mir auf dem Track entgegen kam. Ich bin ihm nämlich hier nicht zum ersten Mal begegnet, sondern während meiner gesamten Reise zum vierten Mal. Und zwar an völlig unterschiedlichen Orten auf beiden Inseln. Das erste Mal am 14. Februar an Bord der R. Tucker Thompson, danach am 21. Februar im Wai-O-Tapu Thermalpark, dann am 3. März am Fuße des Franz-Josef-Gletschers und eben heute auf dem Hooker Valley Track. Und nein, wir haben uns nicht verabredet und kannten auch nicht die Route des jeweils anderen. Es hat sich aber herausgestellt, dass wir auf relativ ähnlichen Routen unterwegs waren. Trotzdem ist ein Sechser im Lotto wohl wahrscheinlicher, als dass sich zwei Leute in vier Wochen jeweils hunderte von Kilometern entfernt viermal begegnen. Wenigstens haben wir dann heute endlich mal unsere E-Mail-Adressen ausgetauscht.

Weiter ging's also in Richtung Hooker Lake. Hier machte ich dann in Gegenwart einer Schulklasse eine kleine Frühstückspause. Seit zwei Tagen hatte ich in Anbetracht der Temperaturen übrigens meine Thermoskanne in Betrieb, von der ich schon dachte, ich hätte sie umsonst mitgenommen. Aber heute war es schon wieder etwas wärmer und - viel wichtiger - fast windstill. Nacheinander begannen die Kinder aus der Klasse, die auf dem See treibenden kleinen Eisberge mit Steinen zu bewerfen. Natürlich mit der entsprechenden akustischen Untermalung. Die Eisberge sind Stücke des Hooker-Gletschers, der sich auf der anderen Seite des Sees befindet.

Nachdem ich gegen halb vier wieder zurück am Auto war, fuhr ich noch kurz in Richtung Tasman-Gletscher, um dort zum Abschluß noch ein paar Mini-Walks zu machen. Hier gab es unter anderem die Blue Lakes, die allerdings ziemlich grün waren, und den Tasman Lake, in dem Stücke des Tasman-Gletschers trieben. Diese waren jedoch teilweise deutlich größer als die Stücke im Hooker Lake.

Gegen 18 Uhr war ich dann wieder im Motel und habe erstmal sechs Wasserflaschen verschenkt, die ich noch übrig hatte. Bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt braucht man nunmal nicht so viel Wasser, wie bei 30 Grad im Schatten. A propos, der gute Mann von der Rezeption, dem ich das Wasser vermacht hatte, meinte, dass es noch im Dezember hier in Twizel furchtbar heiß gewesen wäre, bis zu 35 Grad. Schade, da hatte der Sommer wohl schon sein ganzes Pulver verschossen.

Den Rest des Abends habe ich damit verbracht, den ganzen Kram aus meinem Auto wieder in meine beiden Koffer zu packen. Oder besser: ich habe versucht, den ganzen Kram in die Koffer zu packen. Gelungen ist es mir noch nicht. Da darf ich wohl morgen früh noch ein wenig optimieren.

11. März, Tag 30: Otago

Unterkunft: Ranfurly Lion Hotel (****)

Nachdem ich als einziger in einem großen, leeren, aber voll eingedeckten Frühstückssaal ein paar Scheiben Toast in mich hineingestopft hatte, und mir nun ziemlich sicher war, fast alleine in dem Hotel übernachtet zu haben, begab ich mich wieder auf den Highway 85. Die hohen Erwartungen, die ich seit gestern an diese Route hatte, wurden nicht enttäuscht. Ich fuhr nun genau durch die Gegend, die mir eine Dame bei einem Gespräch in Maungatautari empfohlen hatte. Es ging durch so beschauliche Orte wie Wedderburn, Ida Valley und St Bathans. Gerade letzterer besticht unter anderem durch den Blue Lake Walk, bei dem ich trotz zeitweiligen Regens die angegebene Zeit von einer halben Stunde deutlich überschritten habe.

Ich kann im Nachhinein nur sagen, wer den Highway 85 nicht entlang gefahren ist, hat einen der schönsten Teile der Südinsel verpasst. Alternativ gibt es auch eine Route, die man zu Fuß oder mit dem Fahrrad machen kann, den Otago Central Rail Trail, der an einigen Stellen den Highway kreuzt. Wieder unterwegs habe ich mich dann erstmal mit dem Blaubeer-Muffin von gestern gestärkt. Das Wetter war heute sehr vielseitig. Neuseeland wurde seiner Devise Four Seasons in One Day wieder einmal voll gerecht. Von Regen über Hagel und Schnee bis Sonnenschein war alles dabei.

Der nächste große Ort auf meinem Weg war Clyde. Der Ort hat mich nicht so interessiert, aber der Staudamm sah recht imposant aus. Immerhin handelt es sich beim Clyde Dam auch um den drittgrößten Damm Neuseelands. Weiter ging es vorbei an Cromwell und dem Lake Dunstan, über den Lindis Pass schließlich Richtung Twizel, wo ich mir für die beiden letzten Nächte ein Zimmer in einem Motel reserviert hatte. Es ist übrigens immer wieder interessant, wenn man auf einer Landkarte von Neuseeland versucht, Entfernungen abzuschätzen. Meist verschätzt man sich da nämlich ordentlich, wenn man nicht gerade mit dem Flugzeug unterwegs ist. Der Grund dafür liegt einfach darin, dass die ganzen kleinen Kürvchen, von denen es hier mehr als genug gibt, in der Landkarte nicht auftauchen. Das ist wie beim Apfelmännchen, das ja auch eine endliche Fläche, aber einen unendlichen Umfang besitzt.

Kurz vor Twizel gab es dann nochmal ein Schild mit der Aufschrift Clay Cliffs, dem ich irgendwie nicht widerstehen konnte. Zwar hatte ich davon noch nie etwas gehört, es klang aber interessant. Außerdem ging's endlich mal wieder - wie übrigens auch mehrfach in den Catlins - über eine unbefestigte Straße. Und Unmengen von Vögeln gibt es hier! Es geht doch nichts darüber, mit 90 Sachen über eine Schotterpiste zu fahren, wenn dann links und rechts aus den Feldern plötzlich auch noch alle Vögel gleichzeitig aufsteigen und man sich den nächsten Kilometer in einer Wolke aus hunderten von Piepmätzen fortbewegt. Vor lauter Faszination habe ich dann auch prompt die Seitenstraße verpasst, in die ich eigentlich hätte abbiegen müssen. Nachdem nach weiteren zehn Kilometern immer noch nichts von den Clay Cliffs zu sehen war, dämmerte es mir, dass ich mich verfahren haben mußte.

Also wieder zurück und diesmal in die Seitenstraße. Da steht ja auch ein großer Wegweiser rum. Muss man halt nur lesen. Nach ein paar Kilometern komme ich dann an ein Tor, auf dem sogar etwas von Clay Cliffs steht. Und von Eintritt. Fünf Dollar, das ist gerade noch zu verschmerzen. Aber weit und breit keiner da. Ach so, man soll das Geld in die Dose unter dem Schild packen und dann einfach beim Tor selbst Hand anlegen. Gesagt, getan. Die Clay Cliffs liegen auf privatem Grund, man darf aber (wenn man bezahlt hat) mit dem Auto hinfahren. Nach ein paar Kilometern, die irgendwie interessant aussehen, aber dann doch nicht so interessant, dass es für fünf Dollar reichen würde, komme ich an ein weiteres Tor. Und von hier aus konnte man sie schon sehen, die Clay Cliffs. Wirklich ein sehr abstraktes Gebilde. Nach dem Tor waren es dann nur noch ein paar hundert Meter zu fahren. Hier gab es dann auch einen kleinen Parkplatz, außer mir war aber niemand da.

Es gab außerdem noch ein Schild mit der Aufschrift 4WD Vehicles Only. Na prima, endlich kann ich mal testen, was mein Mietwagen so drauf hat. Steht ja nix davon, dass man hier prinzipiell nicht weiter darf. Ja, es war schon eine interessante Strecke, die dann folgte. Und mit meinem Astra hätte ich die nicht fahren wollen. Dem Toyota (und mir) hat's aber ordentlich Spaß gemacht. Nachdem ich das Auto hinter einem Busch versteckt hatte, konnte ich sogar noch ein Panorama von den Clay Cliffs knipsen. Auf dem Rückweg kamen mir dann doch noch zwei Autos entgegen, ich war also doch nicht der einzige, der sich dieses Phänomen anschauen wollte.

Mittlerweile war der Tag auch schon wieder rum und ich machte mich ohne weitere Umwege auf nach Twizel. Mein Zimmer war wirklich atemberaubend. Das Beste wie immer bis zum Schluß aufgehoben. Hier gab's nicht nur eine Zentralheizung, Zenbu-Wireless und einen DVD-Player, sondern auch eine Badewanne im Bad. Und die kleine Küche hat mich daran erinnert, dass ich nichts mehr zu Essen hatte. In Twizel gab es aber glücklicherweise einen kleinen Supermarkt, der sogar noch offen hatte. Nachdem ich also (voraussichtlich) zum letzten Mal einkaufen war, habe ich mir erst mal ein Bad gegönnt. Sowas hab' ich ja nicht mal bei mir zu Hause.

10. März, Tag 29: Taieri Gorge Railway

Unterkunft: Hogwartz (*****)

Ich muß sagen, dass ich heute Nacht nicht gemerkt habe, dass ich mitten in einer Großstadt schlafe. Mein Fester war zwar auf, aber es war fast mucksmäuschenstill draußen. Überhaupt fand ich Dunedin vergleichsweise angenehm. Bisher die netteste Großstadt, die ich in Neuseeland gesehen habe.

Nachdem ich Caro ihren Akku und ihr Ladegerät wiedergegeben und wir noch kurz über die in der Tat recht eigentümliche Bedienung der Dusche philosophiert haben, mußte ich mich auch langsam auf den Weg zum Bahnhof machen, denn gegen neun Uhr sollte ich dort mein Ticket abholen. Ich wünschte Caro noch viel Spaß und hoffentlich besseres Wetter, denn sie wollte diese Woche noch in den drei- bis viertägigen Kepler Track im Fiordland National Park einsteigen.

Ich brachte also meinen ganzen Kram wieder ins Auto und machte mich dann auf die Suche nach dem Bahnhof. Gestern abend war ich zwar schon daran vorbeigefahren, so hundertprozentig wußte ich aber nicht, wie man am besten zu Fuß hinkommt. Kurz vor neun war ich dann da. Der Bahnhof von Dunedin ist wirklich schick, überhaupt gibt es hier einige sehr schöne Gebäude. Natürlich regnete es mal wieder, so dass ich gar nicht erst den Versuch unternommen habe, ein Foto vom Bahnhof zu machen.

Drinnen war ein ziemlicher Auflauf. Alle (mich eingeschlossen) wollten Tickets für die Taieri Gorge Railway, eine historische Eisenbahn, die täglich eine alte, landschaftlich sehr schöne Strecke von Dunedin nach Pukerangi fährt. Zu meinem Leidwesen handelte es sich bei einem deutlich zweistelligen Prozentsatz der Leute in der Schlange um Japaner. Man möge mir verzeihen, wenn ich hier allgemein über Japaner lästere, es gibt sicher mehr als genug Ausnahmen, aber typischerweise waren die Japaner, denen ich bisher begegnet bin, immer furchtbar laut und haben sich irgendwie unmöglich benommen. Ich für meinen Teil finde es jedenfalls lästig, wenn man sofort gefragt wird, ob man denn auch wirklich in der Schlage steht, wenn man mal nicht sofort aufrückt. Oder anschließend immer wenig dezent darauf hingewiesen wird, dass sich selbige Schlage schon wieder ein Stückchen weiterbewegt hat. Und während ich da so stand, sah ich plötzlich die beiden Australier aus dem Tunnel von gestern. Stimmt ja, die wollten ja auch nach Dunedin. Sie waren etwas früher dran und hatten ihre Tickets schon.

Mit etwas Verspätung setzte sich der Zug dann in Bewegung. Ich saß im letzten Wagen, einem der älteren Modelle. Wie sich herausstellte, war das nicht nur authentischer, sondern auch deutlich praktischer, denn hier konnte man noch die Fenster öffnen. Echte Holzfenster, wohlgemerkt. Während ich da so saß, fiel mir das genial einfache System auf, mit dem in dem Zug die Sitze je nach Fahrtrichtung umgeklappt werden konnten. Coole Sache, sowas geht nicht mal im ICE. Wir bewegten uns nun also mit einer Durchschnittgeschwindigkeit von etwa 40 km/h auf Pukerangi zu. Ich bin dann erstmal durch den gesamten Zug gelaufen, um mir am anderen Ende mein Frühstück, Scones mit Marmelade und Sahne und einen Becher Earl Grey mit Milch, zu organisieren.

Zwischen den Waggons steht man, wie sich das gehört, natürlich an der frischen Luft. Das lädt zum Fotografieren ein, jedenfalls in den Regenpausen. Gegen Mittag kamen wir dann in Pukerangi an. Dort kann man exakt gar nichts machen, außer sich an den Ständen der Souvenierhändler irgendwelche Staubfänger zu kaufen. Oder eben wieder nach Dunedin zurückzufahren. Vorher musste allerdings noch die Lok um den Zug herumgefahren werden, so dass ich dann auf der Rückfahrt im ersten Wagen saß.

Wieder in Dunedin angekommen, habe ich nach einem kurzen Abstecher in Cadbury's Schokoladenmuseum noch schnell ein paar Sachen eingekauft. Unter anderem zwei echt riesige Muffins. Den Milky Bar Muffin gab's anschließend gleich im Auto, den Blaubeer-Muffin habe ich mir für morgen aufgehoben. Im strömenden Regen ging's dann zurück zu Hogwartz, wo ja noch mein Auto stand. In der Hoffnung auf besseres Wetter machte ich mich auf den Weg in Richtung Norden.

Den kleinen Ort Moeraki würde wahrscheinlich niemand kennen, gäbe es da nicht die Moeraki Boulders, merkwürdige runde Steinkugeln, die dort am Strand herumliegen. Auf dem Weg nach Moeraki hagelte es dann sogar, in Moeraki selbst gab es nur noch vereinzelte Regentropfen. Dafür blies ein derartig fieser, eiskalter Wind, dass ich tatsächlich zu T-Shirt und Fleecejacke noch zwei weiter Jacken und eine Mütze angezogen habe. Ich wollte nur nochmal erwähnen, dass hier gerade Sommer ist. Hier war es heute kälter als gerade in Deutschland, gerade mal 5 Grad. Da hat man also schon kein Glück mit dem Wetter und dann kommt auch noch Pech dazu: Gerade war Flut, von den Boulders war nur die Hälfte zu sehen und dank des Windes machten die Wellen das, was vom Strand übrig war, fast unpassierbar. Und dann habe ich auch noch vergessen, die Kamera vorher richtig einzustellen, und munter die ganze Zeit mit ISO 800 fotografiert. Grrr. Zu guter Letzt hat dann auch noch eine ordentliche Welle nicht nur den gesamten Strand, sondern auch meine Schuhe geflutet.

Also weiter. In der kleinen Stadt Ranfurly wartete hoffentlich ein warmes Bett auf mich. Der Weg dorthin führte über den Highway 85, auch The Pigroot genannt. Soweit eigentlich nicht spektakulär, zumindest hatte ich mich auf eine lockere und kurze Fahrt eingestellt. Doch weit gefehlt! Kaum war ich in Palmerston vom Highway 1 abgebogen, ließ nicht nur der Verkehr spürbar nach, sondern ich bekam auch - völlig unerwartet - die schönste Gegend seit den Catlins zu sehen. War also nichts mit kurzer Fahrt, denn es kribbelte wieder alle paar Meter im Fotofinger.

Gegen halb acht war ich dann in Ranfurly. Leider konnte sich hier niemand an meine Reservierung erinnert. Da wohl nicht so viel los war (ehrlich gesagt habe ich außer mir keinen einzigen weiteren Gast gesehen), habe ich problemlos trotzdem ein Zimmer bekommen können. Zu meiner Überraschung gab es auch hier WiFi auf dem Zimmer, und nach einigen Problemen mit PayPal, die ausgerechnet jetzt an ihrer Seite rumfrickeln mußten, konnte ich dann wenigstens noch kurz meine E-Mail checken und ein wenig für die nächsten Tage recherchieren, bevor ich eingeschlafen bin.