Sonntag, 1. März 2009

28. Februar, Tag 19: Rainy Bay

Unterkunft: Happy Apple Backpackers (*****)

Meine Tour in Richtung Farewell Spit sollte erst um 14 Uhr starten und bis Collingwood sind es gerade mal knappe hundert Kilometer, ich konnte mir also heute morgen Zeit lassen. Noch im Bett habe ich damit angefangen, meine Südinsel-Tour von hinten Richtung Te Anau zu überarbeiten. Nachdem ich jetzt schon mehrfach gehört habe, dass ein Besuch in Christchurch völlig überflüssig ist (vielleicht war deshalb der Christchurch-Teil in der merkwürdigen ZDF-Reportage über Neuseeland so schlecht), sind die knappen zwei Tage dort nur anders verplant. Ich hoffe, ich kann so deutlich mehr Natur erleben. Die Städte haben mich bisher, bis auf wenige Ausnahmen, ja ohnehin nicht so richtig angemacht.

Um halb zehn habe ich mich dann auf den Weg gemacht. Meine Unterkunft war erste Sahne (ich muss mal die 5 Sterne rechtfertigen): Super freundliche Gastgeber, alles nagelneu, genügend Parkplätze, Internet immerhin per LAN-Kabel. Und das zum Preis von gerade mal 38$, also 15 Euro, pro Nacht. Als erstes habe ich mal wieder eine Tankstelle angesteuert. An der Kasse wurde dann meine Kreditkarte so genau beäugt, dass ich etwas stutzig wurde. Bis mir der Kassierer dann in etwas holprigem Deutsch, pardon, Östereichisch, zu verstehen gab, dass er vor 40 Jahren aus Österreich hierher gekommen ist. Nun wollte er wissen, ob Böblingen in der Schweiz oder in Deutschland liegt.

Auf der knapp drei Kilometer langen, schnurgeraden Hauptstraße (sehr beeindruckend) von Motueka kam als nächstes der Supermarkt. Ganz nebenbei, so eine Supermarktkultur wie bei uns scheint es in Neuseeland nicht zu geben. Auf der einen Seite mag das ja ganz nett sein, viele kleine Tante-Emma-Lädchen zu haben, aber als dummer Touri ist so ein Supermarkt schon ganz praktisch. Bisher habe ich fast jedes Mal halt gemacht, wenn ich einen gesehen habe, es hätte ja der letzte für eine ganze Weile seien können. Den in Motueka fand ich jedenfalls besonders nett. War nicht so riesig und unübersichtlich, aber sehr gut sortiert.

In Wellington hatte ich beim Abendessen mit den Perl Mongers erfahren, dass es auch in Neuseeland Nutella (das Original sowie Fälschungen) gibt. Da mußte ich mir natürlich gleich ein Glas organisieren. Glas ist allerdings nicht ganz richtig, denn hier besteht die Verpackung aus Plastik. Aber es kommt ja auf den Inhalt an, und der schmeckt wie bei uns. Ach ja: Die Keksbranche bei den Kiwis wird dominiert von einem Hersteller namens Griffin's. Der hat fast schon das Keks-Monopol. Und alle Kekse (ich hatte nun schon einige) schmecken irgendwie gleich. Dummerweise gleich schlecht. Ich weiß aber zumindest, dass ich keine Griffin's-Kekse mehr kaufen werde. Durchaus lecker sind dagegen die Riesen-Cookies von Cookie Time, deren Werbung man auch an sehr vielen kleinen Läden sieht. Kann man sehr schön an dem roten Krümelmonster erkennen.

Und noch etwas habe ich heute morgen in dem Supermarkt gekauft: einen Orangensaft. Nun gut, an sich ist das ja nicht besonders spektakulär. Auch die Tatsache, dass auf dem Saft steht, dass er aus frisch gepressten Orangen hergestellt ist. Steht auf unseren Säften ja auch überall. Aber: dieser Saft war der erste, der tatsächlich so geschmeckt hat, als hätte man ihn selbst gerade vor fünf Minuten ausgepresst. Ich fand das irgendwie erwähnenswert. Im Auto hab' ich mir dann erst mal zwei Nutellabrote gemacht, dann ging es weiter Richtung Kahurangi National Park und Golden Bay. Heute allerdings eher Rainy Bay, denn es regnet seit heute morgen unerbittlich.

Der Kahurangi National Park war wirklich nett anzusehen, wenn man denn durch den Nebel mal etwas davon gesehen hat. Ich hoffe, dass ich morgen auf der Rückfahrt nochmal den einen oder anderen Blick darauf werfen kann. Kurz vor Collingwood liegen die Te Waikoropupu Springs, gerne auch nur Pupu Springs genannt, aus denen angeblich das weltweit klarste Frischwasser kommt. Nun ja, die Neuseeländer neigen bisweilen etwas zur Übertribung. Aber vielleicht haben sie sogar recht. Richtig beurteilen ließ sich das heute leider nicht, da jede Menge Wasser von oben den Spiegel trübte.

Um kurz vor eins war ich dann in Collingwood. Irgendwie war es schon abzusehen, aber jetzt war es offiziell: Die Tour nach Farewell Spit fiel heute aus. Mir wurde angeboten, auf die morgige Tour umzusteigen, aber morgen muß ich leider schon 300 Kilometer weiter südlich sein. Das ist halt der Nachteil eines so engen Zeitplans. Aber ich komme bestimmt irgendwann mal wieder hier vorbei. An meiner Unterkunft konnte ich auch noch niemanden antreffen. Also erst mal vom Auto aus noch ein bißchen rumtelefoniert und verschiedene Sachen für die nächsten Tage organisiert. Zum Glück habe ich mir im Büro der Farewell Spit Eco Tours einen Prospekt mitgenommen, in dem diverse Sehenswürdigkeiten der Umgebung aufgelistet waren. So gab es unter anderem eine Höhle und das Golden Bay Machinery & Early Settlers Museum in Rockville, beides nur ein paar Kilometer entfernt und zumindest dem Namen nach schlechtwettertauglich.

Die Höhle war leider nicht offen, dafür aber das Museum. Zumindest hing da ein entsprechendes Schild und die Türe war offen. Personal war allerdings nicht anzutreffen. Nun gut, der Eintritt war ohnehin durch eine freiwillige Spende zu entrichten. Also nix wie rein. Drinnen war außer mir und jeder Menge alten Maschinen auf den ersten Blick auch nichts. Irgendwann lief mir dann allerdings doch noch ein weiterer Besucher über den Weg. Im Nachhinein ganz nett, wenn in einem Museum mal nicht so viel los ist. Man kann sich viel freier bewegen, es wird nicht so viel geplappert, man kann in Ruhe fotografieren. So hatte ich das Museum für eine knappe Stunde praktisch für mich alleine. Gerade, als ich gehen wollte, kam mir dann aber eine Horde Japaner und Amerikaner entgegen und machten einen furchtbaren Krach. Gut, dass ich sowieso auf dem Weg nach draußen war.

Halb vier, jetzt könnte mir aber schon mal jemand mein Zimmer zeigen. Und in der Tat, als ich wieder beim Somerset House ankam, wurde ich freundlich von Hiromi empfangen, die gerade den Besitzer vertrat. Sie hat mir dann auch den Tipp gegeben, noch kurz beim Rosy Glow Chocolate House vorbeizuschauen, das sei nur fünf Minuten zu Fuß von hier. Nun gut, in diesem Ort ist wahrscheinlich alles in fünf Minuten zu Fuß zu erreichen. Ich hätte trotzdem das Auto nehmen sollen, es regnete nämlich direkt an der Küste mal wieder parallel zum Boden. Da ich auch wieder zurück mußte, war ich dann gleichmäßig von allen Seiten naß.

Aber der Besuch hat sich gelohnt! Der Laden hat knappe 20 Quadratmeter, in zwei Vitrinen stehen die verschiedensten handgemachten Schokoladenleckereien. Da kann man sich kaum entscheiden. Black Forest Fudge war natürlich Pflicht, fünf anderen Sorten konnte ich letztlich auch nicht widerstehen. Ein Schoke-Keks-Törtchen, an dessen Namen ich mich leider nicht mehr erinnern kann, habe ich schon verzehrt. Wahnsinnig lecker, den Laden kann man wirklich nur empfehlen.

Ich habe dann beim Teekochen noch zwei Holländer getroffen, die gerade ihre Flitterwochen in Neuseeland verbringen und krankheitsbedingt leider den Heaphy Track nach einem Tag abbrechen mußten. Außerdem gibt's hier eine Hauskatze, die praktischerweise auch gleich nach dem Haus benannt ist: Somerset. Das verlangte natürlich nach einem Foto. Da das Internet im Haus irgendwie gerade kaputt war, habe ich mir die Zeit mit dem Bearbeiten des besagten Katzenfotos vertrieben und es auf den Hausrechner geladen. Den restlichen Abend habe ich dann gemütlich mit Georg und Manni verbracht. Bin mal gespannt, wer damit jetzt was anfangen kann... ;-)

2 Kommentare:

  1. Bei Fudge muss ich immer an quaderförmige Kuchen denken. Ist ein Black Forest Fudge demnach eine Schwarzwälder Kirschtorte im Hosentaschenformat?

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