Samstag, 7. März 2009

7. März, Tag 26: Milford Sound

Unterkunft: Parklands Motel (****)

Eigentlich wollte ich ja heute nochmal in die Luft gehen. Diesmal aber ohne unterwegs auszusteigen. Ein 90-minütiger Helikopter-Rundflug über die Dusky und Doubtful Sounds sollte es werden. Es hat sich sogar gestern abend noch jemand gemeldet, der genau diesen Flug auch machen wollte, denn es braucht immer mindestens zwei Passagiere für einen Flug. Leider scheiterte das ganze jedoch - mal wieder - am Wetter. Über Te Anau sah es zwar zeitweise recht nett aus, aber über sämtlichen Sounds hingen dicke Regenwolke. Und die muß man sich ja nun nicht von oben anschauen. Es bestand allerdings noch der Hauch einer Chance, sollte es bis zum Abend aufklaren, eine verkürzte Tour ab 17 Uhr zu machen. Auf jeden Fall hatte ich bis 17 Uhr erst mal frei.

Es war etwa halb zehn, fast schon zu spät, um nochmal zum Milford Sound zu fahren. Ich hab's dann aber trotzdem gemacht und unterwegs etwas mehr auf die Tube gedrückt und etwas weniger aus dem Fenster geschaut. Hatte ich ja gestern alles schon mal in Ruhe gesehen, und an den paar Ecken, wo ich nochmal gucken konnte, sah's nicht ganz so schön aus wie gestern, denn der Regen war nicht mehr ganz so heftig. Leider waren, wie befürchtet, auch andere auf dem Weg zum Sound, und so klappte das mit dem auf die Tube drücken nicht so richtig. Um kurz nach elf war ich dann aber dort und hatte nun im Besucherzentrum die Qual der Wahl zwischen vier Veranstaltern von Rundfahrten auf dem Milford Sound. Ich habe dann einfach den genommen, der die längste Tour mit möglichst wenig Wartezeit im Angebot hatte.

So fiel die Wahl auf den dreistündigen Discover More Cruise der Red Boat Cruises. Neben gut zwei Stunden herumschippern auf dem Sound gab's noch Mittagessen an Bord und einen Besuch des Milford Deep. Und es ging bereits in weniger als einer halben Stunde los. Das Wetter war genau so, wie es sein sollte: es regnete beinahe ununterbrochen. Aber, wie gestern schon erwähnt, lebt der Sound erst bei diesem Wetter so richtig. Und das gilt auch, wenn man mit dem Schiff unterwegs ist. So bringt es leider auch wenig, die ganze Zeit im warmen Schiff zu sitzen, das echte Erlebnis hat man nur oben auf dem Regendeck (O-Ton unseres Kapitäns). In seltenen Fällen ist es auch mal ein Sonnendeck, aber an etwa 200 Tagen im Jahr regnet es hier. Und zwar die beachtliche Menge von knapp sieben Metern.

Die Fahrt auf dem Milford Sound ist wirklich beeindruckend. Wir hatten extremes Glück, dass es ab und zu auch mal aufgehört hat zu regnen und man so auch fotografieren konnte, ohne dass innerhalb von Millisekunden die Optik nass wird. Aber es kann dann auch binnen weniger Sekunden wieder anfangen, heftigst zu schütten. Oder es kommt eine Windböe, die einen wirklich fast von Bord bläst. Das Schiff war nun wirklich nicht klein, aber Laufen war zeitweise wegen des Seegangs kaum möglich. Die Wasserfälle an den Felswänden sind einfach faszinierend, vor allem dann, wenn der Wind mit ihnen spielt. Es ist schon unglaublich, dass es hier an den steilen Felsen sogar Pflanzen und Tiere gibt. Aber es gibt noch mehr: an vielen Stellen wurden vom Wasser im Laufe der Zeit Metalle wie Kupfer, Eisen oder Gold freigelegt, die in den Felsen nun gut sichtbare Spuren hinterlassen haben.

Auf dem Rückweg gab's dann erst mal eine ordentliche Erfrischung. Unser Schiff fuhr in einen der Wasserfälle hinein, wer oben auf dem Regendeck oder, noch besser, vorne auf dem kleinen Deck stand, bekam eine ordentliche Ladung Wasser mit einer Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt ab. Die Wasserfälle werden nicht nur vom Regen, sondern auch vom Schmelzwasser der Berge gespeist. Ich stand vorne auf dem Schiff und kann die Temperatur in etwa bestätigen. Als einer der wenigsten hatte ich allerdings nicht nur eine Regenjacke, sondern auch eine Regenhose und ziemlich wasserdichte Schuhe an. Viele Besucher standen da mit Jeans rum, die waren nachher natürlich bis in die Unterhosen nass.

Zum Glück gab es dann im Milford Deep, einem Aquarium, in dem Fische die Menschen beobachten können, auch einen überdimensionalen Heizlüfter, der mich allerdings eher an Sauron oben auf dem Schicksalsberg erinnerte. Ein heftiges Teil, innen rot glühend, außen waberte die heiße Luft. Der hat sicher an die 20 Kilowatt verbraucht. Vor selbigem Heizlüfter versammelten sich nun alle Jeansträger, bis ihnen im wahrstens Sinne des Wortes der Hintern qualmte. Ein wirklich kurioser Anblick. Wer nun nicht gerade vor dem Lüfter stand, konnte etwa zehn Meter nach unten gehen und sich von den Fischen im Sound beobachten lassen. Die eigentliche Attraktion des Milford Deep, schwarze Korallen, waren leider aufgrund der tiefen Süßwasserschicht heute nicht zu sehen.

Um nochmal auf den Heizlüfter zu kommen: mit Strom zu heizen ist hier unten ganz normal. Sowas wie Zentralheizung gibt es hier nicht. Wie auch, die Häuser haben ja alle keine Keller. Zu jedem Hotelzimmer gehört also ein Heizlüfter oder ein Elektroradiator und Heizdecken im Bett. Gut, dass es in Neuseeland auch im Winter nicht so richtig kalt wird.

Um kurz vor drei liefen wir dann wieder ein und ich habe mir, auf Empfehlung zweier Passagiere, mit denen ich ins Gespräch kam, noch eine DVD gekauft, welche angeblich die Sounds aus der Hubschrauberperspektive zeigt. Nachdem das mit dem echten Flug ja wahrscheinlich nichts mehr werden würde, hätte ich so wenigstens einen kleinen Ersatz. Die DVD war dafür aber auch nicht ganz so teuer. Also wieder ins Auto und die Strecke zum vierten Mal gefahren. Langsam kannte ich die einzelnen Brücken und Kurven schon mit ihren Vornamen. Und zum vierten Mal (falsch, eigentlich zum fünften Mal) überquerte ich den 45. Breitengrad.

In Te Anau war immer noch das gleiche Wetter, damit war die letzte Hoffnung auf einen Flug dahin. Ich machte mich also auf den Weg in Richtung Invercargill. Allerdings nicht auf der kurzen Strecke, sondern über die Southern Scenic Route. Auf eben dieser habe ich dann heute innerhalb von drei Stunden mehr Schafe gesehen, als in den vergangenen Wochen Schafe und Neuseeländer zusammen. Hier verstecken die sich also alle. Auf der Southern Sheep Route.

Die Route führt bis an die Pazifikküste im Süden der Insel und dann bis Invercargill. Die Landschaft ist hier von der rauhen Seeluft geprägt. Die Route selbst ist kaum befahren, endlich mal wieder ein bißchen Abstand von den Haupttrampelpfaden der restlichen Touris. Beinahe hätte ich hier noch einen Hasen zur Strecke gebracht, der vor meinem Auto dann aber noch einen Haken schlagen konnte. Derartige Roadkills sind in Neuseeland aber an der Tagesordnung. Auf jedem Kilometer Straße klebt für gewöhnlich mindestens ein Possum. Es gibt in Pukekura sogar ein Restaurant, das sich darauf spezialisiert hat (Motto: "You kill 'em, we grill 'em").

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