Mittwoch, 11. März 2009

9. März, Tag 28: Dunedin

Unterkunft: Catlins Backpackers (*****)

Auweia, was für eine Nacht. Nein, es lag nicht am Bee Room. Ich war nur gestern abend etwas verfroren und habe zusätzlich zur Heizdecke, an deren Funktionstüchtigkeit ich etwas gezweifelt hatte, noch den Elektro-Radiator angeworfen. Langsam wurde es etwas gemütlicher und ich bin natürlich prompt eingeschlafen. Nach etwa zwei Stunden war ich dann well done (die Heizdecke hat irgendwie wohl doch funktioniert) und im Zimmer waren es locker 25 Grad. Ich war etwas benebelt, habe den Stecker vom Radiator aus der Steckdose gerissen, die Heizdecke ausgeschaltet und erstmal das Fenster soweit wie möglich aufgemacht. Gegen fünf Uhr hatte ich dann wieder eine erträgliche Temperatur im Zimmer.

Um sieben ging's dann aber auch schon wieder los, ich mußte spätestens um 14 Uhr in Dunedin sein. Wie nicht anders zu erwarten, begann es prompt, als ich das Haus verließ, zu regnen. Am Nugget Point, der ersten Zwischenstation, gab's mal wieder einen Leuchtturm. Aber diesmal in wirklich fotogener Lage. Ich mußte allerdings ein wenig auf den glitschigen Felsen herumklettern, um in eine brauchbare Position zu kommen. Am Leuchtturm selbst regnete es dann wieder etwas mehr und ich bin kurz mit einem Deutschen ins Gespräch gekommen. Man könnte fast meinen, halb Deutschland macht gerade hier unten Urlaub. Das gilt allerdings auch für Holländer, Franzosen, Engländer und ganz besonders für Japaner.

Oh, und Australier. Aber das ist ja auch naheliegend. Zwei Australier sind mir im Mount Stuart Tunnel begegnet. Der 442 Meter lange Tunnel wurde Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und ist nicht mehr in Betrieb, kann aber über einen kleinen Walk leicht erreicht werden. Ob man sich dann rein traut, ist eine ganz andere Frage. Es war zwar mitten am Tag, im Tunnel war es aber auf den ersten Blick ziemlich duster. Dazu kam dann noch das wiederholte Schreien einer Eule und das Geräusch von Fledermausflügeln. Man hätte fast meinen können, jemand spielt das extra von Band ein und macht sich einen Mordsspaß. Aber wenn man schon mal da ist, will man ja nicht einfach wieder gehen, ohne den Tunnel mal durchquert zu haben. Also rein.

Nachdem ich etwa 150 Meter im Tunnel war, hörte ich Stimmen. Kurze Zeit später sah ich dann auch, wem diese Stimmen gehörten, denn zwei Gestalten begaben sich ebenfalls auf den Weg in den Tunnel. Da ich nicht wußte, ob sie mich gesehen hatte, sprach ich sie an, als sie noch ein Stückchen von mir entfernt waren. Ich wollte ja niemanden erschrecken. Wie schon gesagt, es waren zwei Australier. Oder besser ein Australier und eine Deutsche, die nun in Australien lebt. Auch die beiden hatten von den Glühwürmchen gehört, die es hier geben soll. Kurz zuvor hatte ich auch tatsächlich ein paar an der Decke entdeckt.

Es waren nicht übermäßig viele, was aber auch daran liegen konnte, dass die beiden Eingänge des Tunnels extrem hell waren, wenn man sich mal etwas an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Es tauchten aber dann immer wieder einige Ansammlungen von Glühwürmchen auf, ich habe sogar ein brauchbares Foto machen können. Ob mir allerdings jemand glaubt, dass die hellen Punkte auf dem schwarzen Bild Glühwürmchen sind, sei dahingestellt. Könnten ja auch Sterne oder Fehlpixel sein. Nachdem wir den Tunnel in beide Richtungen durchquert hatten, begaben wir uns alle auf den Weg in Richtung Dunedin.

Ich war etwas zu früh dran und hatte so noch Zeit, der Baldwin Street einen Besuch abzustatten. Es handelt sich dabei um die steilste Straße der Welt. Da mußte ich mein Auto natürlich gleich einmal hochquälen. Ist ein sehr merkwürdiges Gefühl, gerade beim hochfahren.

Meine Unterkunft für die kommende Nacht war Hogwartz. Ein großer, aber sehr gemütlicher Backpacker, bei dem in der Tat ein wenig Harry-Potter-Feeling aufkommt. Beim Einziehen in mein Zimmer (schon zum zweiten Mal die Nummer 16) ist mir dann Caro begegnet, die das Zimmer direkt neben mir hatte. Sie war ganz begeistert, dass sie endlich einen Deutschen hier in Dunedin getroffen hatte. Wir hatten zufällig auch noch die gleiche Tour am Nachmittag gebucht und uns somit dann am Bus verabredet. Bis dahin habe ich dann gerade noch meine Zugfahrt für den kommenden Morgen gebucht.

Die Peninsula Encounters Tour, die überall sehr gelobt wurde, startete um kurz nach drei und war auf sechs Stunden angesetzt. Wir wurden mit dem Bus direkt vor Hogwartz eingesammelt. Nachdem alle an Bord waren, ging es los in Richtung Otago Peninsula. Als erstes fuhren wir zum Royal Albatross Center, wo sich die einzigen Albatross-Kolonie an Festland auf der Südhalbkugel befindet. Es war stürmisch und saukalt, aber die Albatrosse hatten ihren Spaß und ließen sich vom Wind treiben. Leider, und das wäre auch schon der einzige Kritikpunkt an der heutigen Tour, blieben wir nur auf der der Kolonie abgewandten Seite des Berges, so dass wir die Vögel nur im Flug sehen konnten.

Als nächstes fuhren wir in ein Reservat, in dem wir kleine Seehunde und Gelbaugenpinguine beobachten konnten. Unterwegs bin ich dann auch mein halbes Nutellabrot losgeworden, da Caro über den Schreck, ihren Neuseeland-Steckdosenadapter in Christchurch vergessen zu haben, nicht mehr daran gedacht hat, vor der Tour noch etwas zu essen. Außerdem gab es immer wieder kleine Zwischenstopps mit Erklärungen, wenn ein interessanter Vogel neben dem Bus auftauchte.

Wir wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und wanderten dann jeweils abwechselnd zu den Seehunden und den Pinguinen. Zum ungestörten (für die Tiere) Beobachten gab es jeweils kleine Hütten in ausreichender Distanz zu den Tieren, von denen aus man dann mit Ferngläsern (oder einem 300mm-Objektiv) das Geschehen verfolgen und dem Guide Fragen stellen konnte. Auf dem Weg zu den Pinguinen trafen wir am Strand noch auf eine Seelöwen-Dame, laut Aussage unseres Guides wohl ein ganz seltenes Schauspiel.

Mittlerweile hatte ich auch ein kleines Loch im Bauch. Der Gedanke an eine Pizza (ihr wisst sicher schon, woher) hielt mich aber bei Laune. Ich hatte Caro schon gesagt, dass ich mir sowieso eine Pizza holen wollte, und dass ich ihr gerne was mitbringe. Um kurz nach neun waren wir dann wieder zurück und nach einem Blick in Hell's Full Fury machte ich mich nochmal auf den Weg. Leider hatte der Laden im Süden Dunedins schon zu. Komisch, stand doch auf der Tür, dass bis 22 Uhr geöffnet ist. Aber es gab ja noch einen. Dummerweise genau das gleiche Spiel. Drinnen war aber noch eine Angestellte, die mich darauf hinwies, dass Montag und Dienstag nur bis um neun geöffnet sei, man aber die Schilder noch nicht angepasst hätte. Toll.

Das ist überhaupt so eine Sache, die ich bei den Kiwis überhaupt nicht nachvollziehen kann. Nach sieben Uhr abends geht hier praktisch nichts mehr. Nach acht bekommt man meist schon nichts mehr zu essen. Selbst der KFC mitten in Dunedin, der glücklicherweise direkt auf der anderen Straßenseite war, machte fünf Minuten später dicht. Hey, das ist eine Stadt, in der es eine Universität und damit auch Studenten gibt! Und um neun Uhr abends gibt's keine Pizza und um zehn keine Burger mehr? Also bitte! Nun ja, so gab es also noch einen kleinen, scharfen Chicken-Wrap. Kein wirklich äquivalenter Ersatz für eine große Mordor-Pizza, aber das Loch im Bauch wurde notdürftig gestopft.

Wie oben schon beiläufig erwähnt, hatte Caro ja ihren Steckdosenadapter vergessen, und so konnte ich meine Neunfach-Verteilersteckdose in dieser Nacht mal fast zur Hälfte auslasten und ihren Foto-Akku auch noch mit aufladen. Immer gut, wenn man bei den wichtigen Sachen auf Redundanz achtet. Nach einem kurzen Abstecher ins Internet bin ich dann auch prompt eingeschlafen.

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