Donnerstag, 12. März 2009

11. März, Tag 30: Otago

Unterkunft: Ranfurly Lion Hotel (****)

Nachdem ich als einziger in einem großen, leeren, aber voll eingedeckten Frühstückssaal ein paar Scheiben Toast in mich hineingestopft hatte, und mir nun ziemlich sicher war, fast alleine in dem Hotel übernachtet zu haben, begab ich mich wieder auf den Highway 85. Die hohen Erwartungen, die ich seit gestern an diese Route hatte, wurden nicht enttäuscht. Ich fuhr nun genau durch die Gegend, die mir eine Dame bei einem Gespräch in Maungatautari empfohlen hatte. Es ging durch so beschauliche Orte wie Wedderburn, Ida Valley und St Bathans. Gerade letzterer besticht unter anderem durch den Blue Lake Walk, bei dem ich trotz zeitweiligen Regens die angegebene Zeit von einer halben Stunde deutlich überschritten habe.

Ich kann im Nachhinein nur sagen, wer den Highway 85 nicht entlang gefahren ist, hat einen der schönsten Teile der Südinsel verpasst. Alternativ gibt es auch eine Route, die man zu Fuß oder mit dem Fahrrad machen kann, den Otago Central Rail Trail, der an einigen Stellen den Highway kreuzt. Wieder unterwegs habe ich mich dann erstmal mit dem Blaubeer-Muffin von gestern gestärkt. Das Wetter war heute sehr vielseitig. Neuseeland wurde seiner Devise Four Seasons in One Day wieder einmal voll gerecht. Von Regen über Hagel und Schnee bis Sonnenschein war alles dabei.

Der nächste große Ort auf meinem Weg war Clyde. Der Ort hat mich nicht so interessiert, aber der Staudamm sah recht imposant aus. Immerhin handelt es sich beim Clyde Dam auch um den drittgrößten Damm Neuseelands. Weiter ging es vorbei an Cromwell und dem Lake Dunstan, über den Lindis Pass schließlich Richtung Twizel, wo ich mir für die beiden letzten Nächte ein Zimmer in einem Motel reserviert hatte. Es ist übrigens immer wieder interessant, wenn man auf einer Landkarte von Neuseeland versucht, Entfernungen abzuschätzen. Meist verschätzt man sich da nämlich ordentlich, wenn man nicht gerade mit dem Flugzeug unterwegs ist. Der Grund dafür liegt einfach darin, dass die ganzen kleinen Kürvchen, von denen es hier mehr als genug gibt, in der Landkarte nicht auftauchen. Das ist wie beim Apfelmännchen, das ja auch eine endliche Fläche, aber einen unendlichen Umfang besitzt.

Kurz vor Twizel gab es dann nochmal ein Schild mit der Aufschrift Clay Cliffs, dem ich irgendwie nicht widerstehen konnte. Zwar hatte ich davon noch nie etwas gehört, es klang aber interessant. Außerdem ging's endlich mal wieder - wie übrigens auch mehrfach in den Catlins - über eine unbefestigte Straße. Und Unmengen von Vögeln gibt es hier! Es geht doch nichts darüber, mit 90 Sachen über eine Schotterpiste zu fahren, wenn dann links und rechts aus den Feldern plötzlich auch noch alle Vögel gleichzeitig aufsteigen und man sich den nächsten Kilometer in einer Wolke aus hunderten von Piepmätzen fortbewegt. Vor lauter Faszination habe ich dann auch prompt die Seitenstraße verpasst, in die ich eigentlich hätte abbiegen müssen. Nachdem nach weiteren zehn Kilometern immer noch nichts von den Clay Cliffs zu sehen war, dämmerte es mir, dass ich mich verfahren haben mußte.

Also wieder zurück und diesmal in die Seitenstraße. Da steht ja auch ein großer Wegweiser rum. Muss man halt nur lesen. Nach ein paar Kilometern komme ich dann an ein Tor, auf dem sogar etwas von Clay Cliffs steht. Und von Eintritt. Fünf Dollar, das ist gerade noch zu verschmerzen. Aber weit und breit keiner da. Ach so, man soll das Geld in die Dose unter dem Schild packen und dann einfach beim Tor selbst Hand anlegen. Gesagt, getan. Die Clay Cliffs liegen auf privatem Grund, man darf aber (wenn man bezahlt hat) mit dem Auto hinfahren. Nach ein paar Kilometern, die irgendwie interessant aussehen, aber dann doch nicht so interessant, dass es für fünf Dollar reichen würde, komme ich an ein weiteres Tor. Und von hier aus konnte man sie schon sehen, die Clay Cliffs. Wirklich ein sehr abstraktes Gebilde. Nach dem Tor waren es dann nur noch ein paar hundert Meter zu fahren. Hier gab es dann auch einen kleinen Parkplatz, außer mir war aber niemand da.

Es gab außerdem noch ein Schild mit der Aufschrift 4WD Vehicles Only. Na prima, endlich kann ich mal testen, was mein Mietwagen so drauf hat. Steht ja nix davon, dass man hier prinzipiell nicht weiter darf. Ja, es war schon eine interessante Strecke, die dann folgte. Und mit meinem Astra hätte ich die nicht fahren wollen. Dem Toyota (und mir) hat's aber ordentlich Spaß gemacht. Nachdem ich das Auto hinter einem Busch versteckt hatte, konnte ich sogar noch ein Panorama von den Clay Cliffs knipsen. Auf dem Rückweg kamen mir dann doch noch zwei Autos entgegen, ich war also doch nicht der einzige, der sich dieses Phänomen anschauen wollte.

Mittlerweile war der Tag auch schon wieder rum und ich machte mich ohne weitere Umwege auf nach Twizel. Mein Zimmer war wirklich atemberaubend. Das Beste wie immer bis zum Schluß aufgehoben. Hier gab's nicht nur eine Zentralheizung, Zenbu-Wireless und einen DVD-Player, sondern auch eine Badewanne im Bad. Und die kleine Küche hat mich daran erinnert, dass ich nichts mehr zu Essen hatte. In Twizel gab es aber glücklicherweise einen kleinen Supermarkt, der sogar noch offen hatte. Nachdem ich also (voraussichtlich) zum letzten Mal einkaufen war, habe ich mir erst mal ein Bad gegönnt. Sowas hab' ich ja nicht mal bei mir zu Hause.

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