Donnerstag, 12. März 2009

10. März, Tag 29: Taieri Gorge Railway

Unterkunft: Hogwartz (*****)

Ich muß sagen, dass ich heute Nacht nicht gemerkt habe, dass ich mitten in einer Großstadt schlafe. Mein Fester war zwar auf, aber es war fast mucksmäuschenstill draußen. Überhaupt fand ich Dunedin vergleichsweise angenehm. Bisher die netteste Großstadt, die ich in Neuseeland gesehen habe.

Nachdem ich Caro ihren Akku und ihr Ladegerät wiedergegeben und wir noch kurz über die in der Tat recht eigentümliche Bedienung der Dusche philosophiert haben, mußte ich mich auch langsam auf den Weg zum Bahnhof machen, denn gegen neun Uhr sollte ich dort mein Ticket abholen. Ich wünschte Caro noch viel Spaß und hoffentlich besseres Wetter, denn sie wollte diese Woche noch in den drei- bis viertägigen Kepler Track im Fiordland National Park einsteigen.

Ich brachte also meinen ganzen Kram wieder ins Auto und machte mich dann auf die Suche nach dem Bahnhof. Gestern abend war ich zwar schon daran vorbeigefahren, so hundertprozentig wußte ich aber nicht, wie man am besten zu Fuß hinkommt. Kurz vor neun war ich dann da. Der Bahnhof von Dunedin ist wirklich schick, überhaupt gibt es hier einige sehr schöne Gebäude. Natürlich regnete es mal wieder, so dass ich gar nicht erst den Versuch unternommen habe, ein Foto vom Bahnhof zu machen.

Drinnen war ein ziemlicher Auflauf. Alle (mich eingeschlossen) wollten Tickets für die Taieri Gorge Railway, eine historische Eisenbahn, die täglich eine alte, landschaftlich sehr schöne Strecke von Dunedin nach Pukerangi fährt. Zu meinem Leidwesen handelte es sich bei einem deutlich zweistelligen Prozentsatz der Leute in der Schlange um Japaner. Man möge mir verzeihen, wenn ich hier allgemein über Japaner lästere, es gibt sicher mehr als genug Ausnahmen, aber typischerweise waren die Japaner, denen ich bisher begegnet bin, immer furchtbar laut und haben sich irgendwie unmöglich benommen. Ich für meinen Teil finde es jedenfalls lästig, wenn man sofort gefragt wird, ob man denn auch wirklich in der Schlage steht, wenn man mal nicht sofort aufrückt. Oder anschließend immer wenig dezent darauf hingewiesen wird, dass sich selbige Schlage schon wieder ein Stückchen weiterbewegt hat. Und während ich da so stand, sah ich plötzlich die beiden Australier aus dem Tunnel von gestern. Stimmt ja, die wollten ja auch nach Dunedin. Sie waren etwas früher dran und hatten ihre Tickets schon.

Mit etwas Verspätung setzte sich der Zug dann in Bewegung. Ich saß im letzten Wagen, einem der älteren Modelle. Wie sich herausstellte, war das nicht nur authentischer, sondern auch deutlich praktischer, denn hier konnte man noch die Fenster öffnen. Echte Holzfenster, wohlgemerkt. Während ich da so saß, fiel mir das genial einfache System auf, mit dem in dem Zug die Sitze je nach Fahrtrichtung umgeklappt werden konnten. Coole Sache, sowas geht nicht mal im ICE. Wir bewegten uns nun also mit einer Durchschnittgeschwindigkeit von etwa 40 km/h auf Pukerangi zu. Ich bin dann erstmal durch den gesamten Zug gelaufen, um mir am anderen Ende mein Frühstück, Scones mit Marmelade und Sahne und einen Becher Earl Grey mit Milch, zu organisieren.

Zwischen den Waggons steht man, wie sich das gehört, natürlich an der frischen Luft. Das lädt zum Fotografieren ein, jedenfalls in den Regenpausen. Gegen Mittag kamen wir dann in Pukerangi an. Dort kann man exakt gar nichts machen, außer sich an den Ständen der Souvenierhändler irgendwelche Staubfänger zu kaufen. Oder eben wieder nach Dunedin zurückzufahren. Vorher musste allerdings noch die Lok um den Zug herumgefahren werden, so dass ich dann auf der Rückfahrt im ersten Wagen saß.

Wieder in Dunedin angekommen, habe ich nach einem kurzen Abstecher in Cadbury's Schokoladenmuseum noch schnell ein paar Sachen eingekauft. Unter anderem zwei echt riesige Muffins. Den Milky Bar Muffin gab's anschließend gleich im Auto, den Blaubeer-Muffin habe ich mir für morgen aufgehoben. Im strömenden Regen ging's dann zurück zu Hogwartz, wo ja noch mein Auto stand. In der Hoffnung auf besseres Wetter machte ich mich auf den Weg in Richtung Norden.

Den kleinen Ort Moeraki würde wahrscheinlich niemand kennen, gäbe es da nicht die Moeraki Boulders, merkwürdige runde Steinkugeln, die dort am Strand herumliegen. Auf dem Weg nach Moeraki hagelte es dann sogar, in Moeraki selbst gab es nur noch vereinzelte Regentropfen. Dafür blies ein derartig fieser, eiskalter Wind, dass ich tatsächlich zu T-Shirt und Fleecejacke noch zwei weiter Jacken und eine Mütze angezogen habe. Ich wollte nur nochmal erwähnen, dass hier gerade Sommer ist. Hier war es heute kälter als gerade in Deutschland, gerade mal 5 Grad. Da hat man also schon kein Glück mit dem Wetter und dann kommt auch noch Pech dazu: Gerade war Flut, von den Boulders war nur die Hälfte zu sehen und dank des Windes machten die Wellen das, was vom Strand übrig war, fast unpassierbar. Und dann habe ich auch noch vergessen, die Kamera vorher richtig einzustellen, und munter die ganze Zeit mit ISO 800 fotografiert. Grrr. Zu guter Letzt hat dann auch noch eine ordentliche Welle nicht nur den gesamten Strand, sondern auch meine Schuhe geflutet.

Also weiter. In der kleinen Stadt Ranfurly wartete hoffentlich ein warmes Bett auf mich. Der Weg dorthin führte über den Highway 85, auch The Pigroot genannt. Soweit eigentlich nicht spektakulär, zumindest hatte ich mich auf eine lockere und kurze Fahrt eingestellt. Doch weit gefehlt! Kaum war ich in Palmerston vom Highway 1 abgebogen, ließ nicht nur der Verkehr spürbar nach, sondern ich bekam auch - völlig unerwartet - die schönste Gegend seit den Catlins zu sehen. War also nichts mit kurzer Fahrt, denn es kribbelte wieder alle paar Meter im Fotofinger.

Gegen halb acht war ich dann in Ranfurly. Leider konnte sich hier niemand an meine Reservierung erinnert. Da wohl nicht so viel los war (ehrlich gesagt habe ich außer mir keinen einzigen weiteren Gast gesehen), habe ich problemlos trotzdem ein Zimmer bekommen können. Zu meiner Überraschung gab es auch hier WiFi auf dem Zimmer, und nach einigen Problemen mit PayPal, die ausgerechnet jetzt an ihrer Seite rumfrickeln mußten, konnte ich dann wenigstens noch kurz meine E-Mail checken und ein wenig für die nächsten Tage recherchieren, bevor ich eingeschlafen bin.

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