Dienstag, 10. März 2009

8. März, Tag 27: The Catlins

Unterkunft: Invercargill Top 10 Holiday Park (*****)

Ich komme irgendwie nicht mehr zum schreiben. Was schlecht ist, da ja das Erlebte immer relativ schnell wieder von neuen Eindrücken verdrängt wird. Gerade sitze ich aber in einer gemütlichen, alten Bummelbahn (dazu übermorgen mehr) und kann meine Stichpunkte ein wenig ausschmücken.

Heute morgen bin ich früh aufgestanden, denn ich hatte ein ziemlich vollgepacktes Programm in den Catlins vor mir. Vorher noch kurz zum Supermarkt und die hoffentlich letzten Einkäufe gemacht. Ich bin dann allerdings prompt an der Self-Service-Kasse gelandet, die ich beim real,- bisher immer elegant vermieden habe. Meiner Meinung nach - wie ich schon immer vermutet hatte - eine völlig überflüssige Erfindung. Man braucht etwa dreimal so lange wie an einer normalen Kasse. Ist ja auch logisch, man hat ja keine Arbeitsteilung mehr. Und zum Schluß mußte dann doch noch jemand meine Unterschrift kontrollieren.

Zum Kassenzettel gab's noch ein Coupon, mit dem man 4 Cent pro Liter Benzin sparen konnte. Prima, mein Tank war ohnehin fast leer. Also zur Tankstelle. Die war aber leider voll automatisiert. Meine Kreditkarte wollte sie nur mit PIN - die ich nicht habe - akzeptieren. Und mit der EC-Karte kam sie überhaupt nicht klar, hat mir nur dreimal eine Rechnung über Null Dollar ausgespuckt. Barzahlung war natürlich Fehlanzeige. Soviel zu dem tollen Coupon. Nachdem ich dann meinen Tank an einer mit menschlichem Personal besetzten Tankstelle doch noch füllen konnte, ging es endlich zurück auf die Southern Scenic Route.

Gleich beim ersten Schild war mir endlich klar, warum es hier immer regnete. Ich bin ja selbst schuld, wenn ich freiwillig in die Wetlands fahre. Sah zwar sehr nett aus dort, war aber eben von oben wie unten naß, so dass ich mich lediglich an einem Panorama in meinem Auto versucht habe. Das hat eine ganze Weile gedauert, aber der Regen hatte in der Zwischenzeit nicht wirklich nachgelassen.

Dann ging's weiter zum Waipapa Point Lighthouse. Neben dem offensichtlichen Leuchtturm und viel Wind gab es auch noch einen Pinguin, der einfach nur im hohen Gras rumstand. Zwei andere Besucher meinten, er wäre sicher krank; dem war aber wohl eher nicht so, er sah nämlich relativ rund aus, was um diese Jahreszeit darauf hindeutet, dass er sein Gefieder wechselt. Das dauert fast einen Monat, in denen der Pinguin nichts machen, außer rumzustehen. Er legt vorher ungefähr zwei Kilo an Fettreserven an (das sind etwa 30% seines normalen Gewichts), von denen er dann die nächsten Wochen zehrt. Um Energie zu sparen, macht er einfach nichts anderes als rumstehen. Daher sollte man die Pinguine in diesem Zustand auch nicht allzu sehr stressen. Am Strand lag dann auch noch ein Seelöwe, der im Laufe der Zeit einige Besucher anzog, sich aber davon nicht wirklich beeindrucken lies.

Nächstes Ziel war Slope Point, der südlichste Punkt der Südinsel von Neuseelands auf 46 Grad und 40.5 Minuten südlicher Breite. Die Landschaft hier ist vom starken Wind gezeichnet, der von der Küste in Richtung Land bläst. Einen Leuchtturm gibt's natürlich auch hier mal wieder und das unvermeidliche Schild mit den Entfernungsangaben. Diesmal hat man sich aber aufs Wesentliche beschränkt und nur Äquator und Südpol angegeben. Der Wind ist echt heftig, die Location aber trotz des relativ hohen Touristendurchsatzes ganz nett. Und es hat hier nicht mal geregnet, obwohl man zum Slope Point eine Viertelstunde laufen muß.

Zur Curio Bay wollte ich eigentlich gar nicht, aber dann war das Schild mit der geringen Entfernung und dem Hinweis auf einen versteinerten Wald doch zu verlockend. Und es war wirklich interessant, in den Felsen fanden sich allerlei Überreste von Bäumen und Pflanzen, zum Beispiel ein fast 30 cm großer, versteinerter Farn. Bei Ebbe ist wohl dort noch deutlich mehr zu sehen, aber bis abends um acht wollte ich dann doch nicht mehr warten. Aus eben diesem Grund habe ich mir dann auch die Cathedral Caves heute nicht mehr gegeben.

Jetzt begann der reinste Wasserfall-Marathon. Der erste Wasserfall kam auf dem Weg zu den McLean Falls von oben. Ärgerlich, weil ich natürlich bei Sonnenschein ohne Schirm losgezogen bin und somit das Fotografieren nur eingeschränkt möglich war. Besonders ärgerlich, weil die McLean Falls von allen vier Wasserfällen heute die schönsten waren. Auf dem Weg zu den Matai Falls habe ich noch einen kurzen Zwischenstopp beim Moorsee Lake Wilkie gemacht.

Die Matai Falls fand ich persönlich recht unspektakulär. Wesentlich ansehnlicher sind da schon die ein paar Meter höher liegenden Horseshoe Falls, welche die Matai Falls speisen. Den kurzen Abstecher sollte man also unbedings machen. Zu guter Letzt lagen dann noch die Purakaunui Falls auf dem Weg, die es in Sachen Ästhetik fast mit den McLean Falls aufnehmen können. Mittlerweile war ich auch besser ausgerüstet und hatte immer einen Schirm dabei. Nicht für mich, für die Kamera.

Zwischen den vielen Fällen gab es immer wieder wunderschöne Landschaften. Ich kann mir gut vorstellen, wie herrlich das erst an einem richtigen Sommertag sein muß. Gegen kurz nach sieben kam ich dann in Owaka, der größten Stadt in den Catlins an. Das war der erste Backpacker, bei dem ich remote eingecheckt habe. Vor der Tür stand ein Telefon, darüber ein Hinweis, wo man bitte anrufen möchte. Die freundliche Stimme am anderen Ende gab einem daraufhin Instruktionen und einen Zahlencode zum Öffnen einen kleinen Schließfachs, in dem sich der Schlüssel für die Unterkunft befand. Sehr interessant.

Bis in mein Zimmer, den Bee Room, bin ich dann allerdings gar nicht erst gekommen. Im Fernsehzimmer saß ein Pärchen aus London, mit denen ich gleich ins Gespräch kam. So haben wir dann stundenlang gequatscht, lediglich kurz unterbrochen durch einen persönlichen Besuch der Stimme aus dem Telefon gegen 21 Uhr. In der Hoffnung, ihn nicht mehr zu benötigen, habe ich den Beiden dann noch den Rest von meinem Insektenschutz gegen die Sandflies mitgegeben. Der Name auf der Dose hat die beiden echt begeistert: "Off!". Nun ja, paßt ja auch irgendwie.

Die Nacht war fast sternenklar (toll, warum eigentlich nicht tagsüber?), leider aber dank Mond auch taghell. Und es war knackig kalt, so dass ich mich gefreut habe, dass es eine Heizdecke in meinem Bett gibt. Ach ja, der Bee Room: Bienchen an der Wand, Bienchen auf der Bettdecke, Bienchen auf dem Schrank. Noch Fragen? Nein, wirklich sehr nett gemacht, das Zimmer.

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