Freitag, 6. März 2009

4. März, Tag 23: Über den Wolken

Unterkunft: Top 10 Holiday Park (*****)

Da könnte ich mich glatt dran gewöhnen: Blauer Himmel und Sonnenschein. Überhaupt, ich könnte mich an diesen Urlaub gewöhnen. Mmmmh, ich hab' ja noch ein paar Wochen auf dem Langzeitkonto... ;-) Nicht mal die Programmiererei vermisse ich bisher, was ich nach über drei Wochen schon recht erstaunlich finde. Ich habe in den drei Wochen übrigens exakt zwei Perl-Einzeiler geschrieben: einen zur Vorbereitung meines Vortrags und noch einen, um meine Urlaubskasse zu checken.

Dass herrliche Wetter mußte ich natürlich sofort ausnutzen und bin zum Lake Matheson am 20 Kilometer entfernten Fox-Gletscher gefahren. Den See kann man in einer guten Stunde umrunden und hat dabei einen unheimlich tollen Blick auf den Aoraki, den mit 3754 Metern höchsten Berg Neuseelands. Ein schöner Spaziergang, nur war ich leider schon ein wenig spät, den sowohl die Wolken am Aoraki als auch die Touristen am See begannen sich zu verdichten.

Und wo ich nun schon beim Fox-Gletscher war, habe ich mir diesen auch gleich nochmal näher angeschaut, diesmal aber aus der Luft. In einer kleinen Cessna ging es hoch hinaus über die neuseeländischen Alpen, die Sicht war toll, man konnte erst aus dieser Perspektive erkennen, wie wenig man von den Gletschern vom Boden aus sieht. Ein toller Flug, leider hatte ich die Option für die Landung nicht mitgebucht und mußte nun in etwa auf der Höhe des Gipfels des Aoraki aussteigen. Zum Glück war ich nicht alleine, sondern hing bestens gesichert an Greg, der mich langsam Richtung Luke schubste. Noch einmal freundlich lächeln, dann ging's los.

Alles drehte sich, das Flugzeug huschte kurz noch über mir vorbei und wurde dann ziemlich schnell kleiner, bis wir uns wieder so gedreht hatten, dass ich die Erde sehen konnten. Greg hatte nichts besseres zu tun, als hinter meinem Rücken (im wahrsten Sinne) in den 45 Sekunden bis zum Öffnen des Fallschirms allerlei Unsinn anzustellen. Ein kurzer Ruck, dann war es plötzlich ganz still. Ich konnte es mir in den ganzen Gurten nun wieder etwas gemütlicher machen, die Brille abnehmen und die wunderschöne Landschaft erneut genießen. Langsam aber sicher ging es (leider) nach unten, ich hätte gerne noch eine Weile da gehangen und gestaunt. Aber es hat auch so noch einige Minuten gedauert, bis man am Boden wieder Einzelheiten wie Menschen oder Schafe erkennen konnte.

Trotz, wie mir Greg nachher mitteilte, etwas widriger Windbedingungen gab es eine butterweiche Landung im Gras. Nun ja, er macht das ja auch schon länger, um genau zu sein seit über 30 Jahren. Ich war erstmal ziemlich sprachlos, denn so viele Eindrücke in so kurzer Zeit mußte ich schon lange nicht mehr verarbeiten. Kamera und GPSr waren natürlich mit dabei, die Kamera mußte (und wollte) ich dann aber im Flugzeug lassen. Netterweise hat sich der Pilot die Freiheit genommen, auf dem Weg nach unten noch ein paar Bilder zu schießen. Überhaupt eine nette Eigenschaft der Kiwis: nicht immer nur reden und überlegen, sondern einfach auch mal machen.

Nach einer Flasche O-Saft (statt des Biers, welches mir beim Abholen von der Landestelle empfohlen wurde) ging es dann auch bald weiter auf den Haast Highway. Dieser Highway, gerne auch als World Heritage Highway bezeichnet, da es sich bei der Haast-Region um ein Weltnaturerbe handelt, ist der Traum eines jeden Motorradfahrers. Dementsprechend ist die Anzahl der Biker auf dieser Strecke um ein vielfaches höher als zumindest in dem Rest von Neuseeland, den ich bisher kennen gelernt habe. Und ich muß sagen: jawohl, die Landschaft hier ist mal wieder atemberaubend schön.

Als erstes legte ich dann am Lake Moeraki einen kleinen Zwischenstopp ein und begab mich auf den Monro Beach Walk, der mich nach knappen 45 Minuten an eben diesen Strand führte. Mein Stativ hätte ich dabei durchaus im Auto lassen können. Stativ hat ja bekanntlich was mit statisch zu tun, aber das durfte man hier auf keinen Fall sein, sonst wurde man wieder, genau, von abertausenden Sandflies angegriffen. Insektenschutz hin oder her, aber von dem müssen die Viecher ja auch erstmal was mitbekommen. Solange man sich bewegt, ist das aber kein Problem. Sehr schöner Strand, taugt nur leider nicht zum ausruhen.

Schließlich kam ich an den Haast Pass, die Dämmerung hatte schon eingesetzt, aber es waren noch immer etwa 70 Kilometer zu fahren. Trotzdem habe ich noch zwei Mini-Walks zu den Thunder Creek Falls und den Fantail Falls gemacht, und auch Lake Wanaka und Lake Hawea waren noch zu erkennen. Lake Hawea war dann auch das Ziel für heute, um 21 Uhr konnte ich einchecken und mich erstmal ein wenig von dem ereignisreichen Tag erholen. Eine Stunde später bin ich dann nochmal auf den Balkon und konnte nochmal den Sternenhimmel in einer klaren Nacht genießen. So kam ich dann auch noch kurz mit einem Trucker aus Dunedin ins Gespräch, der das Zimmer (und den Balkon) neben mir bewohnte.

Am Rande sei noch erwähnt, dass der FM-Transmitter für den iPod in Neuseeland durchaus zufriedenstellend funktioniert. Das liegt hauptsächlich daran, dass hier auf UKW fast totale Funkstille herrscht. Leider tut er nur für ältere Aufnahmen wirklich gut. Bei neueren Aufnahmen, dem Loudness War sei dank, liegt der Klirrfaktor deutlich im zweistelligen Prozentbereich, was ich auf Dauer nicht ertrage. Schade, denn das dürfte wohl ein Design-Bug im FM-Transmitter sein. Richtig ärgerlich ist aber, dass ich den Transmitter gar nicht gebraucht hätte: Wie vor ein paar Tagen zufällig gesehen habe, besitzt das Autoradio tatsächlich einen von vorne zugänglichen AUX-Eingang. Nur das passende Kabel liegt leider in meinem Keller in Gärtringen.

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